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2006-Juni: Protestschreiben

2006-Juni: Protestschreiben eines Lehrers: Jugend - ich hab's satt
(Thema: Viele Schüler: Unzuverlässig, gleichgültig und verantwortungslos bei gemeinsamen Projekten )
Der folgende Artikel entstand, nachdem trotz gemeinsamer Absprachen, trotz Versprechungen die Referate nicht vorhanden waren, Schulstunden den Bach `runtergingen, zugesicherte Aufgaben für die Schülerzeitung nicht erledigt wurden, so dass dies fast das Ende der Zeitung bedeutet hätte. Entsprechend einseitig und polemisch sind die Ausführungen dieses „Protestschreibens“. Jugend! - Was mich zur Weißglut treibt, ist eure Gleichgültigkeit, Unzuverlässigkeit, Nachlässigkeit! Eure Versprechen zählen nichts, versprochen, gebrochen und es ist euch nicht mal peinlich, keine Spur! Es sind Abmachungen zwischen Menschen, Erwachsenen oder Mitschülern, es sind Grundsäulen des Miteinanders, das ihr mit Füßen tretet, es sind Menschen, die auf euch setzen, warten, hoffen, - eure Ausle­befreiheit ist Tyrannei gegenüber anderen, auf Kosten anderer.
Eine ohnmächtige Wut kommt in mir hoch! Ihr lasst Projekte scheitern, Ideen vor die Hunde gehen, große Worte, wenig Taten, keine Verbindlichkeit. Freiheit, die ich meine, für die meine Herze brennt, eure Freiheit verbrennt nur: verbrennt Gemeinsames mit anderen, verbrennt Beziehungen zu anderen, verbrennt letztendlich den Boden, der euch Sicherheit gibt. Nur weil wir euch sichern, weil wir euch tragen, weil wir euch halten, könnt ihr es euch leisten, über uns hinwegzutrampeln.
Ihr seid im Augenblick so gesichert wie kaum eine Generation vor euch und seid gleichzeitig so unvorbereitet auf das Ungesicherte, das in den nächsten Jahren auf euch zukommt. Ihr lebt euch aus, verlangt, fordert und pocht auf eure Rechte und geht mit Kaltschnäuzigkeit über die Rechte anderer hinweg. Seht's nicht, spürt's nicht, merkt's nicht, die „Coolness-Fuzzies“ von heute, die sich schlagartig in Mimo­sen verwandeln, wenn nur ein Hauch von „Coolness“ anderer ihnen als laues Lüftchen entgegen weht. Verwöhnt, beturtelt, auf Händen getragen! Lebensuntüchtige Egomanen, die blind sind für andere, permanent fasziniert auf ihren eigenen Tanz im Spiegel starren, dünnhäutig, wenn es um Anforderungen geht, empfind­lich, wenn ihrem Auslebewahn Einhalt geboten wird, motzig, wenn ihr Gestimmtsein nicht zum Maßstab wird, bösartig, wenn ihnen was nicht passt! Ich habe es so satt, mich eurer Laune, eurer Gleichgültigkeit, eurer Nachlässigkeit auszuliefern, zu bitten, zu betteln: tut mir, gebt mir, macht mir! Ich fordere, ich verlange, ich treibe ein! Klare For­derungen, genaue Ziele, exakte Termine! Ihr spielt mit oder tragt die Konsequenzen, ich frage nicht, ich handle! Stellt euch darauf ein!!

Klaus Schenck Klaus Schenck unterrichtet als Oberstudienrat Deutsch, Religion und Philosophie (Wahlfach) an einem beruflichen Gymnasium in Baden-Württemberg. Seine Veröffentlichungen hingen in Lehrerzimmern, kur­sierten in Elternkreisen und wurden in der Lehrerausbildung diskutiert. Weitere Pädagogik-Veröffentlichungen finden sich hier:
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